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DRUCKGRAPHIK UND FLIESE
PRENT EN TEGELREITERTABLEAUS AUS SCHLOSS AYENEUX
RUITERTABLEAUS UIT SLOT AYENEUXEin bedeutsames Ensemble von Fliesentableaus
ausgeführt durch Jan Aalmis, Rotterdam
Bibliographischer Hinweis
1971 erschien in Amsterdam das Buch 'NEDERLANDSE TEGELS' von Dr. C.H. de Jonge.
Unter 84a und 84b wurden 'PORTRET-TEGELS' abgebildet und auf Seite 331 wie folgt beschrieben:
"Twee tableaux van 10x8 blauwe tegels met de portretten van Koning Lodewijk XV van Frankrijk en Maria Leszcinska, te paard in een heuvellandschap met stadsgezicht aan de horizon. Rechts en links de namen der voorgestelden; gemerkt: I. Aalmis, Rotterdam. De kamerwand geheel betegeld met anjer-'viertjes' in mangaan. Kasteel Ayeneux bij Soumagne, Prov. Luik."
Auf Seite 134 schrieb Frau Dr. C.H. de Jonge: "............(vgl. de portretten van Maria Theresia en de Keizer van Oostenrijk, van Lodewijk XV en Maria Lecszinska in het kasteel te Ayeneux, door Aelmis in 1740 geleverd....)".
Schloss Ayeneux/Wégimont
Das Provinzialgut Wégimont liegt in knapp zehn Autominuten Entfernung von der Ausfahrt 37 Melen-Soumagne der Autobahn E 40 (Lüttich-Aachen), am Rande des Herver Landes. Schloss Wégimont beherbergt heute ein Tagungshotel mit Restaurant. Es ist ein dreiteiliges im Maas-Stil errichtetes Bauwerk, dessen Mittelteil nach Süden zeigt. Mittelteil und Ostteil bis zum Turm stammen offensichtlich aus dem 18. Jahrhundert. Die Freitreppe trägt übrigens in Stein gehauen die Jahreszahl 1719.Besitzer des Schlosses waren die Familien de Lynden, d'Oultremont und Delcour-Roberti, das durch Vertrag vom 22. Juni 1920 mit den zugehörigen Ländereien in den Besitz der Provinz Lüttich kam. Am 26. Mai 1964 verwüstete ein Brand den mittleren Teil des Südflügels von Schloss Ayeneux. Die Fliesen wurden aber erst im Frühjahr 1972 aus dem ausgebrannten Trakt ausgebaut. Anlässlich eines 1964 angestrengten Prozesses früherer Besitzer wurde behauptet, dass die Fliesen ursprünglich nicht für Schloss Ayeneux sondern für Schloss Hinnisdael / Micheroux bestimmt waren. Schloss Hinnisdael / Micheroux wurde 1945 durch Kriegseinwirkungen zerstört.
Verbindungen der Provinz Lüttich zu den Wittelsbachern
Clemens August von Bayern wurde 1700 in Brüssel als vierter Sohn des Kurfürsten Max Emanuel und der Theresia Kunigunde Sobieska geboren. Kurfürst Max Emanuel von Bayern, war Generalstatthalter der spanischen Niederlande. Er war der Bauherr der Pagodenburg und der Badenburg im Schlosspark zu Nymphenburg mit ihren herrlichen Fliesenarbeiten.
Clemens August von Bayern übernahm die Vorliebe für Fliesen von seinem Vater und ließ als Kurfürst von Köln die Schlösser Augustusburg und Falkenlust mit Rotterdamer Fliesen ausstatten. Er wurde im Dezember 1715 Kanoniker an der Kathedrale St. Lambert in Lüttich. Sein Onkel Josef Clemens (1694-1723) und sein Bruder Johann Theodor (1744-1763) waren Bischöfe von Lüttich.
Besichtigung von Schloss Ayeneux
Im Sommer des Jahres 1972 besichtigte ich, angeregt durch das Buch ‘NEDERLANDSE TEGELS’, Schloss Ayeneux/Wégimont in der Provinz Lüttich. Zu meiner Enttäuschung stellte ich fest, dass die Fliesenbilder nicht mehr im Schloss vorhanden waren. Sie waren ausgebaut.
Von der Direktion des Provinzialgutes erfuhr ich, dass es sich bei den im Frühjahr 1972 ausgebauten Fliesen um ein Ensemble von vier großformatigen hochrechteckigen Bildern (10 x 8 Fliesen) in manganfarbener Bemalung und einem kleineren hochrechteckigen Bild (5 x 4 Fliesen) in blauer Bemalung handelte.
Die Ornamentfliesen waren nach Angaben der Direktion des Provinzialgutes in blauer Bemalung ausgeführt.
Widersprüchliche Angaben der Direktion des Schlosses und der Beschreibung mit Abbildungen in dem Buch 'NEDERLANDSE TEGELS' durch Frau Dr. C.H. de Jonge
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Auf meine Hinweise, dass die beiden großen Fliesenbilder (Ludovicus XV. Franciae et Navarrae Rex und Maria Leckzinsky Regina Francia) im Buch in blauer Farbe abgebildet und auch so beschrieben seien, wurde mir von verschiedenen Personen im Schloss glaubhaft versichert, dass dies mit Sicherheit ein Irrtum sei, denn sie hätten diese und die anderen drei Fliesenbilder klar und in den von ihnen geschilderten Farben in guter Erinnerung.
Alle meine Bemühungen, den Verbleib der fünf Fliesenbilder zu ermitteln, blieben bis 1984 erfolglos.
Neuer Besitzer der Fliesenbilder
Im Jahre 1984 kam ich über Antiquare aus dem Raume Lüttich in Kontakt zu Herrn Axel Vervoordt in Antwerpen, dem Besitzer der Fliesentableaus. Er gab mir freundlicherweise Gelegenheit, die Fliesenbilder in Antwerpen zu sehen und zu fotografieren.
Richtigstellungen
a) Farbe der Bemalung
Es stellte sich heraus, daß die Angaben von Dr. C.H. de Jonge in ihrem Buch 'NEDERLANDSE TEGELS' zu den Fliesenbildern aus Schloß Ayeneux / Wégimont falsch sind.
Die Bemalung der vier großen Fliesenbilder Ludovicus XV. Franciae: et Navarrae Rex / Maria Leckzinsky. Regina Francia / Maria Theresia. Imperatrix / Franciscus Primus. Imperator ist nicht blau, sondern manganfarben mit einem dunkelblauen in die Fliesen integrierten Rand.
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"Ludovicus XV. Franciae: et Navarrae Rex"4
"Maria Leckzinsky, Regina Francia"5
"Maria. Theresia. Imperatrix"6
"Franciscus. Primus. Imperator"7
Das kleine Fliesentableau "William Duke of Cumberland"
und die Ornamentfliesen sind in blauer Bemalung ausgeführt.
b) Lieferdatum
Für das von Frau Dr. C.H. de Jonge angegebene Lieferdatum von 1740 hat sie leider keinen Nachweis in ihrem Buch erbracht. Ich habe ein Lieferdatum der Ornamentfliesen und der Tableaus durch die Rotterdamer Fayencewerkstatt Aalmis bis heute nicht ermitteln können.
c) Signatur I: Aalmis
Frau Dr. C.H. de Jonge schrieb in 'NEDERLANDSE TEGELS' den Namen des Fliesenmalers ‘Aelmis’, obwohl sie die richtige Schreibweise ‘Aalmis’ aus den von ihr veröffentlichten signierten Fliesentableaus kennen musste.8 9
Gemeente Rotterdam -Archiefdienst-
Bei Einsicht in Archivunterlagen aus Rotterdamer und Delfshavener Fayencemanufakturen stieß ich auf Zeichenvorlagen und Durchstaub-schablonen der von Frau Dr. C.H. de Jonge beschriebenen Tableaus aus Schloß Ayeneux.
Im Rotterdamer Archiv liegen die folgenden Blätter mit Bezug auf die fünf Fliesentableaus und die Ornamentfliesen.Archivnummer 3338
”Pen in bruin over potlood. Doorgeprikt. Blad ca 17,5x18,5 cm. Watermerk: kroon waaronder GR.”10 11
Zeichnung und Mater der Durchstaubschablone für den Kopf des "Ludovicus : XV. Franciae: et Navarrae Rex."
Die Bleistiftstriche entsprechen genau der Einteilung der Fliesen des Tableaus.
Archivnummer 3089
”Pen in bruin over potlood. Doorgeprikt. Blad ca 21,0x16,5 cm. Watermerk: kroon waronder GR.”12 13
Zeichnung und Mater der Durchstaubschablone für den Kopf der "Maria Leckzinsky. Regina Francia."
Archivnummer 3219
”Pen in bruin, penseel in blauw. Blad ca 35x25 cm, doorgeprikt, uitgeknipt, en op bruin papier geplakt.”14 15
Zeichenvorlage für das Fliesentableau "Maria. Theresia. Imperatrix."
Die Vorlage für das Fliesentableau 'Maria. Theresia. Imperatrix' aus dem Schloss Ayeneux/Wégimont wurde als Mater für ein Fliesentableau 'WILHELMINA de Pruysen PRINCESSE van ORANJE' benutzt.
Dieses Fliesenbild saß ursprünglich als Pendant zum Fliesenbild 'WILLEM de vyfde PRINS van ORANJE' (siehe Bild 21) im Haus Delftschevaart 75, protocol n°. 1752 in Rotterdam. Es kam ebenfalls im Oktober 1918 in den Besitz des Historisch Museum Rotterdam und hat die Inventarnummer 5406.
Hoynck van Papendrecht, Direktor des Historisch Museum Rotterdam, datierte diese beiden Tableaus um 1767.
Diese Datierung ist die frühest mögliche, da Wilhelm v. Batavus (* 8. März 1748) am 4. Oktober 1764 Friederike Sophie Wilhelmine Prinzessin von Preußen (* 7. August 1751) heiratete.
Archivnummer 3337
”Pen in bruin over potlood. Doorgeprikt. Blad ca 17x21 cm. Watermerk als 3338 alleen bovenstuk.”16 17
Zeichnung und Mater der Durchstaubschablone für den Kopf des "Franciscus. Primus. Imperator."
Archivnummer 3199
”Pen in bruin over potloodschets, doorgeprikt, ca 37x25 cm. Watermerk: Pro Patria, maagd met vrijheidshoed op staak en leeuw in Hollandse tuin, onderaan: VL.”THE DUC OF CUMBERLAND
18 19
Das Blatt entspricht nicht dem Tableau aus Schloß Ayeneux.
Zu den o.g. Archivnummern -aber nicht zu den besprochenen Fliesenbildern- zugehörig sind die folgenden Blätter: Archivnummer 3210
”Ruiter met hoed waarop veren, te paard, naar links, paard opzij kijkend. Pen in bruin over potloodschets, doorgeprikt. Blad ca 39,5 x 26,5 cm. Watermerk: Pro Patria, maagd met vrijheidshoed op staak en leeuw in Hollandse tuin; en: J.H. & zoon;”20
Archivnummer 3218
”Man in 18e-eeuwse kledij te paard, op het hoofd driekante hoed, zwaard in de hand. Als 3219, pen in bruin, penseel in blauw, ca 35x25 cm, doorgeprikt, uitgeknipt, op bruin papier geplakt”21
Diese Vorlage wurde als Mater für die Durchstaubschablone eines Reiterbildes 'WILLEM de vyfde PRINS van ORANJE' benutzt.
Das Fliesentableau in mangan-farbener Bemalung befand sich ursprünglich im Haus Delftsche-vaart 75, protocol n°. 1752 in Rotterdam und kam im Oktober 1918 über die Gemeentewerken Rotterdam in den Besitz des Historisch Museum Rotterdam. Es hat die Inventarnummer 5629.Archivnummer 3322
”Vrouw ter halver lijve, en profil, naar rechts. Hoed met veren of blaren. Pen in bruin over potlood. Blad ca 32,5x20,5 cm. Watermerk: Pro Patria, Leeuw in Hollandse tuin met maagd. Daaronder: I. Berends & Zoon.”22
Archivnummer 3195-90
Die Vorlage aus dem Rotterdamer Musterbuch (GAR 3195-90) mit der alten Nummer 62 und der neuen Nummer 90 entspricht Ornamentfliesen aus Schloss Ayeneux, die nach Angaben des heutigen Besitzers der Fliesentableaus diese jeweils als Doppelreihe umrahmten.
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Diese Art Ornamentfliesen wurden übrigens von Rotterdam aus auch für Schloss Augustusburg nach Brühl geliefert.
Graphische Vorlagen
Mir sind keine graphischen Vorlagen bekannt.
Historischer Hintergrund
Der österreichische Erbfolgekrieg brach nach dem 1740 erfolgten Tode Kaiser Karls VI. aus, mit dem der Mannsstamm von Habsburg-Österreich erlosch.
1745 besiegte in der Schlacht von Fontenoy, einem Dorf in der belgischen Provinz Hennegau, wenige Kilometer südöstlich von Tournai, ein französisches Heer unter Marschall Moritz von Sachsen ein englisch-holländisch-österreichisches Heer unter Herzog Wilhelm August von Cumberland.
Daten dargestellter Persönlichkeiten
Ludwig XV. (Abb. 3)
* Versailles 15. Februar 1710, + Versailles 10. Mai 1774, stand bis 1723 unter der Regentschaft des Herzogs Philipp von Orleans und überließ 1726-43 Kardinal Fleury die Leitung des Staates. Intelligent, aber träge und genusssüchtig, erwies sich Ludwig als absoluter Monarch den innen- und außen-politischen Problemen Frankreichs nicht gewachsen. Der Machtverfall des Staates, die Kritik der Aufklärung an den Grundlagen der absoluten Monarchie, der anrüchige Lebenswandel Ludwigs und seine zeitweise Abhängigkeit von den politischen Einflüsterungen seiner Mätressen (Madame de Pompadur und Madame Dubarry) machten den König schließlich beim Volk verhasst.Maria Leszcynska, (Abb. 4)
Tochter des polnischen Königs Stanislaw Leszcynski und Ehefrau von Ludwig XV.,
* Breslau 23. Juni 1703, + Versailles 24. Juni 1768, heiratete 1725 Ludwig XV.
(falsche Schreibweise bei Aalmis 'Leckzinsky'!)Franz I., (Abb. 6)
* Nancy 8. Dezember 1708 + Innsbruck 18. August 1765, musste infolge des Polnischen Thronfolgekrieges 1738 im Wiener Frieden das Herzogtum Lothringen an Stanislaw I. Leszcynski abtreten und erhielt dafür das Großherzogtum Toskana. Durch seine Heirat mit Maria Theresia im Jahre 1736 wurde er Stammvater des Hauses Habsburg - Lothringen. Seit 1740 war Franz I. formell Mitregent in den österreichischen Erblanden, hatte aber keinen politischen Einfluss.Maria Theresia, (Abb. 5)
Ehefrau von Franz I., * Wien 13. Mai 1717, + Wien 29. November 1780, Erzherzogin von Österreich, Königin von Ungarn und Böhmen (1740-80), Tochter Kaiser Karls VI., römisch-deutsche Kaiserin durch ihre Ehe (1736) mit Herzog Franz Stephan von Lothringen, der als Franz I. 1745-65 römisch-deutscher Kaiser war.
Das ihr in der Pragmatischen Sanktion ungeteilt zugedachte Erbe verteidigte sie im Österreichischen Erbfolgekrieg (1740-48) und den Schlesischen Kriegen (1740-42, 1744-45) und behauptete es mit britischer Hilfe bis auf Parma, Piacenza und Schlesien. Auf Schlesien musste sie nach dem Siebenjährigen Krieg (1756-63) endgültig verzichten.Wilhelm August Herzog von Cumberland, (Abb. 7)
* London 15. April 1721, + London 31. Oktober 1765, britischer Heerführer, dritter Sohn des britischen Königs Georg II., verlor im Erbfolgekrieg 1745 die Schlacht bei Fontenoy, siegte 1746 bei Cullo den Muir; wurde Oberbefehlshaber der britisch-hannoverschen Armee und unterlag den von Moritz von Sachsen befehligten Truppen im Juli 1747 bei Lafeld/Maastricht. Er unterlag 1757 bei Hastenbeck gegen die von d'Estrées befehligten Truppen. Als er in der Konvention von Kloster Zeven die Räumung Hannovers zugestand, wurde er abberufen.Moritz, Graf von Sachsen,
* Goslar 28. Oktober 1696, + Chambord 30. November 1750, bekannt als Marschall von Sachsen, war ein natürlicher Sohn August's des Starken, des Königs von Polen und Kurfürsten von Sachsen, und der Gräfin Aurora v. Königsmarck.
Im Verlaufe des 1741 beginnenden österreichischen Erbfolgekrieges wurde er 1744 zum Marschall und zum Oberbefehlshaber des in Flandern aufgestellten Heerescorps ernannt. Im Jahre 1745 gewann er mit dem zur Eroberung der österreichischen Niederlande bestimmten Heere am 11. Mai 1745 die Schlacht bei Fontenoy, errang im Oktober 1746 den Sieg bei Rocourt (Provinz Lüttich), besiegte am 1. Juli 1747 bei Lafeld (im Nordwesten von Maastricht) die niederländischen Truppen unter dem Befehlshaber Waldeck und die englischen Truppen unter dem Befehlshaber Cumberland. Moritz von Sachsen nahm zuletzt im Mai 1748 mit seinen Truppen die Stadt Maastricht ein.
Ludwig belohnte ihn dafür mit der Ernennung zum Marschall aller französischen Heere und Überlassung von Schloss Chambord.
1748 wurde der Friede von Aachen geschlossen.
Verbleib der fünf Fliesentableaus aus Schloss Ayeneux
Die Tableaus waren bis 2004 im Besitz des Kunsthändlers Axel Vervoordt und zierten Wände seines Kasteel van ’s-Gravenwezel bei Antwerpen.
Am Montag, 10. Mai 2004, wurden sie als Lot 150 von Christie’s versteigert.
Der erwartete Erlös für dieses Ensemble von fünf Tableaus betrug $ 118.000 bis $ 177.000. Zu welchen Betrag sie an welchen Käufer gingen ist mir leider nicht bekannt.