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Das Hauszeichen der Rotterdamer Fayencewerkstatt ‚De Bloempot’
Das 'Museum van Oudheden' zu Rotterdam machte im Sommer des Jahres 1918 einen bedeutenden Ankauf für seine Keramiksammlung, als in Rotterdam das Haus mit der Protokollnummer 1405 auf dem 'Schiedamsche dijk' abgebrochen wurde, in dem bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts Fayencen hergestellt wurden.
Angekauft wurde ein Fliesenbild, das bis zum Abbruch eine Zierde des Hauses war.
Es war am Giebel angesetzt und diente fast zweihundert Jahre als Hauszeichen.
Seit vielen Jahren wurde das Haus schon als Pack- oder Stapelhaus genutzt. Der Giebel des Stapelhauses war wohl nicht die richtige Stelle für das 78 x 65 cm (im alten niederländischen Maß = 30 x 25 duim) große Fliesenbild, denn es war stark beschädigt.
Schon im Jahre 1876 wurde dieses Fliesenbild in einem Artikel als letzte Erinnerung an eine einstmals blühende Werkstatt und ein blühendes Gewerbe bezeichnet. (1)
E. Wiersum, Leiter des Archivs der Gemeinde Rotterdam, schrieb 1904: ”Van Traa kaufte auch das Hinterhaus auf dem ‘Schiedamsche dijk, Oostzijde’, worin seit fast zweihundert Jahren eine berühmte Fliesenwerkstatt ihren Sitz hatte. Gegenwärtig ist dieses Haus No. 172 durch Ch. de Sterke als Packhaus in Gebrauch. Das noch im Giebel befindliche Fliesenbild, eine Vase mit Blumen darstellend, sollte, wenn auch schon sehr stark beschädigt, ein willkommenes Ankaufsobjekt für das ‘Museum van Oudheden’ sein.”(2)
Hauszeichen vom Giebel der wohl bekanntesten Rotterdamer Fayencewerkstatt
„De Bloempot“ Besitzer: Aalmis – Verwijk – van Traa (Historisch Museum Rotterdam)
Die älteste mir bekannte Darstellung dieses Tableaus ist eine Zeichnung, die 1908 im Auftrag von Henry Havard (3) von einem Mitarbeiter des Archivs der Gemeinde Rotterdam angefertigt wurde, als es noch an der Wand des Packhauses angesetzt war.
1908 im Auftrag von Henry Havard gefertigte Zeichnung
des Hauszeichens der Tegelbakkerij „De Bloempot“
aan den Schiedamschedijk, westzijde, protocol No. 1405Für das ‘Museum van Oudheden’ heute das ‘Historisch Museum’ zu Rotterdam -aber auch für alle Liebhaber der Keramik- ist dieses Fliesenbild von besonderer Bedeutung, da es Hauszeichen der wohl bedeutendsten Rotterdamer Fayencewerkstatt ‘De Blompot’ war. In dieser Werkstatt wurden über fast zweihundert Jahre hervorragende Fliesen und bedeutende Fliesentableaus hergestellt, die von Großbauern, Kaufleuten und Handelshäusern, vor allem aber von europäischen Fürstenhöfen in Auftrag gegeben wurden.
Das Hauszeichen ist eine Darstellung in blauer Inglasurmalerei nach einem Kupferstich von Carel Allard.
EX FORMIS
CAROLI ALLARD
AMSTELO-BATAVI
CUM PRIVILEGIO ORDINUM HOLLANDIAE ET WESTFRISIAE.Blumenstrauß in antikisierender Vase mit Lilien, Päonien, Rosen, Schachbrettblume, Trichterwinde. Radierung und Kupferstich, Blattgröße 59,7 x 48,9 cm. Plattengröße 57,8 x 47,1 cm.
Den Entwurf für die Blumenvase zeichnete Cornelis Danckerts II. (4)
Die Druckgraphik erschien im Verlag des Carel Allard. (5)
(1) J.H. Scheffer en F.D.O. Obreen, ‘Aantekeningen betreffende Rotterdamsche Kunstenaars’
in: Rotterdamsche Historiebladen, Rotterdam 1876, Seite 547
(2) E. Wiersum, Het Archief van de firma Van Traa Steenhouwerij en Tegelbakkerij te Rotterdam
in: Verslag Gemeentearchief Rotterdam 1904
(3) Henry Havard, Histoire de la faience de Delft, Paris 1878
Henry Havard, La céramique hollandaise, Amsterdam 1909 (Abbildung des Hauszeichens auf Seite 1734)
(4) Cornelis Danckerts II., getauft Amsterdam 02.03.1664, begraben Amsterdam 22.07.1717
(5) Carel Allard, in Amsterdam geboren und am 19.01.1648 in Amsterdam getauft, war in den Jahren 1673 bis 1683 Kunsthändler ‘op den Dam in de Caardtwinckel bij de Beursstraet’ zu Amsterdam. Er starb in Amsterdam und wurde am 01.02.1709 begraben.
Siehe: Oud Holland, 1885, III., Seite 50
Obreen’s Archief, VII., Seite 149
Thieme-Becker, Künstler-Lexicon,I., Seite 301
Gemeentearchief Rotterdam
Historisch Museum Rotterdambloemenmotief