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Rotterdamer Fliesen des 18. Jahrhunderts aus einem Bonner Stadtpalais

 

 

Bezeichnungen des am Bonner Rheinufer gelegenen Palais über die Jahrhunderte

Hof zum Sack, Plettenberger Hof, Clemenshof, Belderbuscher Hof, Boeselager Hof.

 

Ankauf der Fliesen

In den siebziger Jahren teilte mir einer meiner Schüler der Kölner Meisterschule ‘Fliesen-Platten-Mosaik‘ mit, dass er eine alte Dame in Bonn kenne, die im Besitz von einigen Holzkisten voller alter Fliesen sei.

Ich fuhr nach Bonn und die Dame zeigte mir drei Holzkisten gefüllt mit Fliesen und Fliesenbruchstücken an denen noch der Ansetzmörtel haftete. Sie erklärte mir, dass es vor dem 2. Weltkrieg ausgebaute Fliesen aus dem Boeselagerhof01 seien. Die Fliesen lagerten nach dem Ausbau in einem Anwesen in Poppelsdorf02. Man hatte dort vergeblich versucht, die einzelnen Fliesen zu einem Bild zusammenzufügen. Das Anwesen in Poppelsdorf wurde im 2. Weltkrieg bei einem Bombenangriff zerstört. Aus dem Schutt habe man Fliesen und Fliesenbruchstücke gesammelt, die jetzt in den drei Kisten lagerten. Die alte Dame sagte, dass sie schon mehr als eineinhalb Jahrzehnte „nichts mit dem Zeug anfangen könne“. Ich zeigte Interesse und kaufte ihr die Fliesen und Fliesenbruchstücke ab.

Nun lagerten sie bei mir und ich wußte auch nicht, was ich damit anfangen könne.

 

 

Wo waren die Fliesen früher angesetzt?

 

01 Gartenfassade

Angaben zu den Fliesen findet man in dem Buch Paul Clemen03, Die Kunstdenkmäler der Stadt und des Kreises Bonn, Düsseldorf 1905.

Er schrieb u.a. zum Boeselagerhof „Auf der Rückseite (nach der Burgstrasse) schliesst sich die Bibliothek an und weiter das merkwürdige Badezimmer, das ganz mit blauen, holländischen Fliesen verkleidet ist. Auf allen Seiten sind Parklandschaften mit geschnittenen Laubgängen und zwischen Vasen und Statuen lustwandelnde Paare dargestellt, dann David und Susanna mit den Ältesten, gegenüber einem Nympfenbad, davor zwei Köpfe in Terrakotta, die als Wasserspeier dienen. Das Becken, in das acht Stufen hinabführen, ist 2,95 x 2,40 m gross.“

 

 

 

Baumaßnahmen im 18. Jahrhundert

 

 02

Guillaume d’Hauberat / Michael Leveilly, Entwurf für das Bad (zwischen 1716 und 1723)04

 

Man sieht die von Paul Clemen beschriebenen Wasserspeier und dass es im Bad zwei Fliesenformate (1 167x167 mm und 2 130x130 mm) gab. Lisenen waren in den Breiten von einer und zwei Fliesen im Format 130x130 mm vorgesehen.

 

 03

Grundriss Erdgeschoss des Stadtpalais am Bonner Rheinufer05

 

Das ehemalige Bad ist im Grundriss mit Raum 8 bezeichnet.   

Eingezeichnet sind 10 Stufen + Austritt. Dies entspricht dem Entwurf und widerspricht der Angabe zur Anzahl der Stufen von Paul Clemen.

 

 

04a Wappen auf einer Fliese

Welcher Bauherr ließ die Rotterdamer Fliesen nach Bonn liefern und im Bad ansetzen?

Von 1716 bis 1719 wurde der Hof ‚Zum Sack‘ am Bonner Rheinufer im Auftrag von Philibert de Chabot (auch Chabo) zu einem Stadtpalais erweitert. Der französische Architekt und Baumeister Guillaume d’Hauberat (* 1680 - + 1749) leitete die Baumaßnahme.

1722 kaufte Clemens August von Bayern06 den Hof, um ihn alsbald Ferdinand von Plettenberg07 zu schenken. Plettenberg unterschrieb gemeinsam mit d’Hauberat den Vertrag. Der neue Eigentümer ließ den bisherigen Hof ‚Zum Sack‘ und nunmehr ‚Plettenberger Hof‘ genannten Adelssitz ausbauen und prächtig gestalten. Ferdinand von Plettenberg verpflichtete dafür die Architekten und Bauleiter Guillaume d’Hauberat (1723 bis 1725), Johann Conrad Schlaun (1725 bis 1729) und Michael Leveilly (1729 bis 1733).

Er bezog die Fliesen für das Bad aus Rotterdam von der ‚tegelbakkerij aan de Delftsevaart’. Maler der großen Fliesengemälde war der damals schon bekannte Cornelis Boumeester (ca. 1652-1733), der das Fliesengemälde ‚David und Bathseba‘ mit C:BOVMEESTER signierte.

 

Das Wappen auf der Fliese gab lange Rätsel auf. Die Lösung des Rätsels: Das Wappen auf der Fliese stimmt in großen Teilen mit dem Wappen der Habsburgischen Niederlande überein.

 

  04b

Die Habsburgischen Niederlande umfassten in etwa das Gebiet der heutigen Staaten Belgien und Luxemburg und existierten vom Ende des Spanischen Erbfolgekrieges im Jahr 1714 bis zur Eroberung durch französische Revolutionstruppen und den Anschluss an die Französische Republik im Jahr 1795.

 

 

Am 11. Juli 1722 kaufte Ferdinand von Plettenberg die Herrschaft Wittem, eine reichsunmittelbare Herrschaft des Heiligen Römischen Reiches. Die Herrschaft bestand aus dem Schloss Wittem in der heutigen niederländischen Gemeinde Gulpen-Wittem und einigen umliegenden Dörfern. Seine heutige Form verdankt Schloss Wittem dem Baumeister J.C. van Schlaun. Allerdings wurde der Umbau nie ganz abgeschlossen. Die Plettenbergs liessen vom selben Architekten schräg gegenüber des Schlosses ein Kapuzinerkloster errichten. Durch den Kauf von Wittem erwarb Plettenberg 1732 den Status eines Reichsgrafen. Plettenberg kaufte weiterhin ganze Dörfer und Ländereien in Süd-Limburg.

Ferdinand von Plettenberg kaufte 1732 auch Schloss Neuburg (niederländisch Kasteel Neubourg), südlich von Gulpen in der niederländischen Provinz Limburg und ließ es 1734 umbauen.

 

 

 

 

Reste von Tableaus aus Fliesen im Format 130x130x7 mm

Bei einem Besuch meines Fliesenfreundes Rainer Marggraf08 im Sommer 1990, zeigte ich ihm die drei Kisten voller Fliesen und Fliesenbruchstücke. Er fand die großformatigen nicht so interessant, aber die Fliesen im Format von 130 x 130 mm sehr schön. Ich schenkte ihm alle Bildfliesen im Format von 130 x 130 mm, eine von mir auf Trägermaterial aufgebrachte Lisene, eine Ranke und entsprechende Fliesenbruchstücke.

Die Fliesen sind auf den Scherben mit Buchstaben und Ziffern versehen. Es gibt Fliesen mit den Bezeichnungen B, C, D, G und H. Ergänzt man die fehlenden Buchstaben A, E und F, so kann man davon ausgehen, dass es im Bad zumindest acht Tableaus aus Fliesen im Format 130x130x7 mm gab,

Rainer Marggraf sortierte, dokumentierte und fotografierte die Fliesen.

 

 05

Fliesen im Format 130x130x7 mm aus dem Tableau B ‚Parklandschaften‘

 

 06

Fliesen im Format 130x130x7 mm aus dem Tableau C ‚David und Batseba‘ AT 2 Sam, 11:2

 

 07

Fliesen im Format 130x130x7 mm aus dem Tableau C ‚David und Batseba‘

 

 08

Fliesen im Format 130x130x7 mm aus dem Tableau C ‚David und Batseba‘

 

 09

Fliesen im Format 130x130x7 mm aus dem Tableau D ‚Parklandschaften‘

 

 10

Fliesen im Format 130x130x7 mm aus dem Tableau G ‚Nymphenbad‘

 

 11

Zusammenhängende Fliesen G 34 und G 41 im Format von jeweils 130x130x7 mm aus dem Tableau G ‚Nymphenbad‘

 

Da G 34 und G 41 zusammengehörig sind,
läßt sich daraus ein Programm ermitteln.

Dieses Tableau war 7 Fliesen (ca. 0,91 m breit) und mindestens 6 Reihen (0,78 m) hoch.

 

 

 

 

 

 12

Fliesen im Format 130x130x7 mm aus dem Tableau H ‚Nymphenbad‘

 

13 Sehr sorgfältig gemaltes Blumendetail auf Fliesen in Format 130x130x7 mm

 

14 Buchstabe C und Ziffern 3 bis 17 auf den Scherben (Rückseiten).

Die Lisene09 war zwei Fliesen breit und siebzehn Fliesen hoch. Dies entspricht einer Breite von ca. 0,26 m und einer Höhe von ca. 2,21 m. Es fehlen die Fliesen 1 links und 1 rechts, 2 links und 2 rechts, 5 links, 9 rechts, 14 links, 16 links und 17 rechts.

Siehe Bilder 02 und 14.

 

 

15 Detail der Lisene mit den Reihen 6 bis 8.

 

16

17

Bei den losen Fliesen aus dem Bonner Stadtpalais befanden sich auch fünf Fliesen einer Ranke10. Diese war wie die Lisene 17 Fliesen = ca. 2,21 m hoch.

Es fehlen die Fliesen B 1 bis 12.

Die Ranke liegt jetzt im Nederlands Tegelmuseum in Otterlo11. Die fünf Fliesen der Ranke sind dort unter 4224-1-5 inventarisiert.

Auf den Scherben12 ist jeweils ein interessantes Detail zu erkennen. Beim Glasurbrand kam es zu Überblendungen. Der Buchstabe B und Ziffern von anderen Fliesen sind spiegelbildlich schwach zu erkennen.

 

 

Reste von Tableaus aus Fliesen im Format 167x167x20 mm

Verkauf von fünf Großfliesen

 

Fünf Fliesen, von denen sich der Ansetzmörtel gut entfernen ließ, verkaufte ich 1985 dem Keramikmuseum ‚Princessehof‘13 in der niederländischen Stadt Leeuwarden. Diese fünf Fliesen aus dem Bonner Stadtpalais sind in Leeuwarden unter OKS 1985-009 A bis D archiviert.

 

18 OKS 1985-009-A (E ---)

167x167x20 mm

 

19 OKS 1985-009-B (E 175)

167x167x20 mm

 

20 OKS 1985-009-C (E 148)

167x167x20 mm

 

21 OKS 1985-009-D (E 143)

167x167x20 mm

22 OKS 1985-E (E 116)

167x167x20 mm

 

 

 

23 OKS 1985-009-B/C (E 175/E 148)

24 OKS 1985-Rückseiten B/C

25 OKS 1985-009-D/E (E 143/E 116)

 

 

Schenkung der restlichen Großfliesen im Format 167x167x20 mm

Meinem ‚Tegelvriend‘ Jan Pluis schenkte ich 28 großformatige Fliesen und Fliesenbruchstücke, die er 1996 ins Nederlands Tegelmuseum nach Otterlo brachte. Ich schenkte, als langjähriges Mitglied der Stichting Vrienden Nederlands Tegelmuseum14, dem Nederlands Tegelmuseum in Otterlo 1998 noch die letzten 6 Großfliesen aus meinem Besitz.

 

 

Details aus dem Tableau B

 

26 Obere Fliese B 96,
untere Fliese B 73

27 Obere Fliese B 46,

unteres Fliesenbruchstück B 23

 

 

 

 

 

 

28  Fliese B 203

 

29                                                 B 147/B 169/B 170/B 193

 

30 Einzelfliese mit dem Buchstaben B

aber ohne erkennbare Ziffern

 

31 Einzelfliese mit dem Buchstaben B

aber ohne erkennbare Ziffern

 

 

 

Versuch einer Rekonstruktion des Tableaus B (Differenz zwischen den Reihen = 23

Das Tableau B war 23 Fliesen (ca. 2,99 m) breit und mindestens 9 Fliesen (ca. 117 m) hoch.

 

 

Detail aus dem Tableau C im Format 167x167x20 mm

 

           

32 Einzelfliese                                                                           33 Rückseite der Fliese mit Buchstabe C und Ziffern 73

 

 

 

Details aus dem Tableau D

 

34  D 148 und D 121

35  D 149 und D 122


36  D 150 und D 123

 

 

38 D (Ziffern sind auf den Scherben nicht zu erkennen.)

 

 

 

 

 

 

 

 

37    D 151

        D 124 D 125

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

              D 156/

D 128 / D 129

39

 

 

Versuch einer Rekonstruktion des Tableaus D (Differenz zwischen den Reihen = 27)

Das Tableau war 27 Fliesen (ca. 3,51 m) breit und mindestens 6 Fliesen (ca. 0,78 m) hoch.

 

 

Details aus dem Tableau E

 

40 Detailbereiche des Fliesentableaus E

 

 

Buchstabe E und Ziffern auf den Rückseiten des Fliesentableaus

E 143

E 144

E 145

 

E 116

E 117

E 118

E 119

E 89

E 90

E 91

 


     

 

41 Detailbereiche des Tableaus E

Buchstabe E und Ziffern auf den Rückseiten

                                                                                    E 176

                                                                                    E 149

E 121                                                                           E 122

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

  42 Detailbereiche des Tableaus E

  ohne erkennbare Ziffern auf den Rückseiten

 

 

 

                

43 Einzelfliese im Format 167x167x20 mm                                  44 Rückseite der Einzelfliese mit Buchstabe E und Ziffern 180

 

 

45 Detailbereiche aus dem Fliesentableau E

Auf den Scherben mit den Buchstaben E sind keine Ziffern zu erkennen

 

Versuch einer Rekonstruktion des Tableaus E (Differenz von Reihe zu Reihe = 27)

Das Tableau war 27 Fliesen (ca. 3,51 m) breit und mindestens 7 Fliesen (ca. 0,91 m) hoch.

 

 

 

 

Großfliesen im Format 167x167x20 mm ohne erkennbare Buchstaben und Ziffern auf den Scherben

 

           

46                                                       47

 

 

Gemeinsamkeiten der Großfliesen aus dem Bonner Stadtpalais mit Fliesentableaus in der Pagodenburg

Fliesen aus dem Bonner Stadtpalais haben Gemeinsamkeiten mit Details von Fliesentableaus im Treppenhaus der Pagodenburg15 im Schlosspark Nymphenburg16.
Über dem Podest im Obergeschoss findet man zwei Fliesentableaus von je 8x10 = 80 Fliesen im Format 130x130x7 mm, die Prospekte aus Lustgärten des Spätbarock17 darstellen.

 

48 Fliesengemälde im Treppenhaus der Pagodenburg links

 

49 Fliesengemälde im Treppenhaus der Pagodenburg - rechts -

 

 

 

Vergleich eines Details

 


50 Pagodenburg / Nymphenburg    (siehe Bild 48) 

 
51 Plettenberger Hof / Bonn  (siehe Bild 29)

                               

                                                             

 

 

Wer war der Maler der Großfliesen aus dem Bonner Stadtpalais?

Nach Vergleich der Malweise und markanten Details der beiden Tableaus im Treppenhaus der Pagodenburg mit mehreren bekannten signierten Tableaus und den Großfliesen aus dem Bonner Stadtpalais Plettenberger Hof können diese dem Rotterdamer Fliesenmaler Cornelis Pietersz. Boumeester18 (ca. 1652-1733) zugeschrieben werden. Jan Pluis19 und Prosper de Jong aus den Niederlanden forschten zur Person und zum Werk des Cornelis Pietersz. Boumeester. Wie die beiden Fliesentableaus in der Pagodenburg, so sind auch seine anderen bekannten Fliesentableaus bis ins kleinste Detail sehr präzise gemalt. Er war nicht nur Fliesenmaler, sondern von ihm sind auch Zeichnungen bekannt.

 

 

Wer lieferte die Fliesen nach Bonn?

Cornelis Boumeester arbeitete von ca. 1676 bis 1732 in der Rotterdamer ‚tegelbakkerij aan de Delftsevaart‘. Diese Fayencewerkstatt wurde 1635 von Carel Claesz Wijtmans gegründet. Nach dessen Tod ging die Werkstatt 1648 in den Besitz der Familie De Meijer über und blieb bis zur Schließung 1773 in Familienbesitz. Hester de Meijer heiratete 1679 Hendrik Schut, der 1709 starb. Die Werkstatt wurde nun von dessen Sohn Hendrik Schut II bis zu seinem Tod im Jahr 1738 geleitet. Da Cornelis Boumeester als Maler zugeschrieben werden kann, schreibe ich Fertigung und Lieferung der Fliesen für das Bonner Stadtpalais Hendrik Schut II; Inhaber der ‚tegelbakkerij aan de Delftsevaart‘, zu.

 

 

Mit den Fliesen, die jetzt in Museen in Leeuwarden und Otterlo liegen, verblieben der Nachwelt schöne Details aus dem im 2. Weltkrieg zerstörten Bonner Stadtpalais.

 

 

Fotonachweis

01        Repro aus Die Kunstdenkmäler der Stadt und des Kreises Bonn, Düsseldorf 1905

02        Rheinisches Bildarchiv Köln

03        Stadthistorische Bibliothek Bonn

04        Tegelmuseum Otterlo

05-15   Rainer Marggraf

16-17   Jan Pluis

18-25   Princessehof Leeuwarden

26-47   Tegelmuseum Otterlo

48-50   eigene Aufnahmen

51        Tegelmuseum Otterlo

 

 

Benutzte Literatur

Paul Clemen, Die Kunstdenkmäler der Stadt und des Kreises Bonn, Düsseldorf 1905

Jan Pluis en Prosper de Jong, Tegels en tegeltableaus van Cornelis Boumeester, in TEGEL 41, Otterlo 2013

Wikipedia

 

 

Anmerkungen

01   
Der Boeselager Hof war ein barockes Stadtpalais in Bonn das als Erweiterungen einer bis auf das 13. Jahrhundert zurückgehenden Hofanlage entstand und im Zweiten Weltkrieg 1943/1944 zerstört wurde.


02    Poppelsdorf ist ein Ortsteil der Bundesstadt Bonn.


03    Paul Clemen (* 1886 - + 1947) war Kunsthistoriker, Denkmalpfleger und erster Provinzialkonservator der Rheinprovinz.


04   Im Bildarchiv Marburg fand ich den Entwurf für das Bad. Vom Rheinischen Bildarchiv kaufte ich 1998 das Foto und erhielt die Genehmigung zur Veröffentlichung der Fotovorlage rba_mf117715, Landeskonservator Rheinland. Zum Blatt aus der Sammlung Zengerle gibt es beim Landeskonservator folgende Hinweise: ‚Guillaume d‘Hauberat, Zeichner / Michael Leveilly, Zeichner. Guillaume d’Hauberat kam 1716 nach Bonn und war von 1721 bis 1726 Leiter des gesamten kurfürstlichen Bauwesens. Michael Leveilly kam 1717 als Architektur- und Ausstattungszeichner nach Bonn, war ab 1723 in Bonn im Dienst von Clemens August von Bayern und hatte von 1729 bis 1733 die Bauleitung am Plettenberger Hof.

05    Grundriss Erdgeschoss des Stadtpalais. Das Foto Kar 2510 erhielt ich von der Stadthistorischen Bibliothek Bonn und die Genehmigung, diesen Plan in meinem Bericht zu veröffentlichen.

06   Clemens August, Herzog von Bayern (* 1700 - + 1761) war als Clemens August I. von 1723 bis 1761 Erzbischof von Köln und Kurfürst des Heiligen Römischen Reiches. Er war ein prunkliebender Rokokofürst, der zahlreiche Schlösser bauen oder umbauen ließ.

07   Ferdinand von Plettenberg (* 1690 - + 1737) war Kurkölnischer Premierminister, Obristkämmerer und Erbmarschall des Kurfürsten Clemens August. Er ließ den Adelssitz am Bonner Rheinufer von 1723 bis 1733 ausbauen und prächtig gestalten. 1733 fiel Ferdinand von Plettenberg einer Hofintrige zum Opfer und wurde unehrenhaft von Kurfürst Clemens August entlassen.

08    Rainer (Hannibal) Marggraf (* 1936 - + 1994) war ein guter Fliesenfreund mit dem ich Forschungsfahrten zu historischen niederländischen Fliesen nach Frankreich, Portugal und Spanien unternahm.

09    Die Lisene ist im Bauwesen ein markantes statisch oder auch nur optisch leicht hervortretendes Bauelement.


10    Pflanzenrankwerk fand und findet als Ornament vielfältige Anwendung.


11    Stichting Nederlands Tegelmuseum ‚It Noflik Sté‘ in Otterlo / Veluwe beherbergt Fliesen und Fliesentableaus mit zirka 10.000 Inventarnummern.

12   Als Scherben bezeichnet man in der Keramik das gebrannte Gemisch verschiedener Mineralien und Beimengungen für die Herstellung keramischer Erzeugnisse – hier Fliesen -. Nach dem Schrühbrand erfolgt das Auftragen der Zinnglasur, die Bemalung und abschließend der Glattbrand.

13    Der Princessehof ist ein Museum für Keramik und Porzellan. Das Museum befindet sich in einem barocken Stadtpalast aus dem 17. Jahrhundert. OKS bei den Inventurbezeichnungen bedeutet, dass diese Fliesen Teil der Ottema-Kingma-Stichting sind.

14    Stichting Vrienden Nederlands Tegelmuseum ist eine Gruppe von zirka 500 Menschen, die sich für das Museum ‚Het Nederlands Tegelmuseum Otterlo‘ einsetzen. Sie unterstützen es aktiv und teilen ihre Kenntnis und Passion für die niederländische Fliese.

15   Kurfürst Max Emanuel von Bayern (*1662 - * 1726), Vater des Clemens August von Bayern (* 1700 - + 1761), ließ die Pagodenburg von 1716 bis 1719 bauen. Architekt und Bauleiter war Joseph Effner. Das Erdgeschoss besteht aus einem einzigen Raum mit orientalisch anmutender Deckenmalerei in blau-weiß und Wandbekleidungen aus hervorragenden niederländischen Fliesen. Die Wandbekleidungen aus blau-weißen Fliesen setzen sich im Treppenhaus fort. Blickfänge sind zwei Fliesentableaus im Format 8x10 Fliesen mit Prospekten von barocken Lustgärten, die dem Rotterdamer Fliesenmaler Cornelis Boumeester zugeschrieben werden. Einen Bericht ‚Die Pagodenburg im Schlosspark Nymphenburg zu München‘ veröffentlichte ich im Internet unter
www.tegels-uit-rotterdam.com/pagodenburg.html

16    Der Schlosspark Nymphenburg, im Westen Münchens, ist einer der größten und bedeutendsten Gärten Deutschlands. Er bildet mit Schloss Nymphenburg, den Parkburgen Badenburg, Pagodenburg und Amalienburg eine Einheit.

17    Auf den wuchtigen und schweren Hochbarock folgte von etwa 1710-20 bis um 1760-1780 eine Phase der Leichtigkeit und verspielten Eleganz, der Spätbarock.

18   Cornelis Pietersz Boumeester (1652-1733) ist vor allem für seine maritimen Fliesentableaus bekannt. Er malte aber auch sehr gekonnt Fliesentableaus mit Parklandschaften, Bibel-, Mythologie- und Jagdszenen. Man nimmt an, dass Boumeester in der Rotterdamer ‚tegelbakkerij aan de Delftsevaart‘ arbeitete.

19   Jan Pluis (* 1937) ist der national und international anerkannte Experte für die Niederländische Fliese. Aus seiner Feder stammen mehre Standardwerke und viele Veröffentlichungen zu Einzelthemen im Hinblick auf die Geschichte der Fliese. Er schreibt auf Grund des Malstils die beiden unsignierten Fliesentablaus im Treppenhaus der Pagodenburg und die Fliesen aus dem Bonner Boeselagerhof Cornelis Pietersz Boumeester zu.

 

 

Mein Dank gilt Jan Pluis und Johan Kamermans für vielfache Hilfe, meinem Sohn Norbert für die Bearbeitung und Veröffentlichung dieses Berichtes.

 

 

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Mit großem Interesse warte ich auf die Buchveröffentlichung:

Cornelia Kirschbaum, Wohnbauten des Hofadels in der kurkölnischen Residenzstadt Bonn im 17. und 18. Jahrhundert. (Tholos Kunsthistorische Studien Band 10.2, ISBN 978-386887-031-2)

Frau Dr. Kirschbaum beschreibt u.a. die Wohnbauten Boeselagerhof, Metternicher Hof, Weichser Hof, Gudenauer Hof und Sternenburg. Im Kapitel ‚Boeselagerhof‘ geht sie auch auf das Bad und die Fliesenarbeiten ein.

Sie wird wertvolle Daten und Fakten zu den Fliesenarbeiten veröffentlichen, die mir leider nicht bekannt sind.

Die Kunsthistorikerin Dr. Cornelia Kirschbaum wurde im Dezember 2016 für ihre mit summa cum laude bewertete Dissertation mit dem Paul Clemen – Preis ausgezeichnet.