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Von Rotterdam nach Altona
Fliesentableaus aus der Rotterdamer Fayencewerkstatt der Familie Aalmis für das Wohnhaus der Familie Van der Smissen in Altona
Vorwort
Das Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg ist eines der führenden Museen für angewandte Kunst in Europa.
Die 1877 erfolgte Gründung kann vor allem dem Juristen und Kunstkritiker Justus Brinkmann (1843-1915) verdankt werden. Das Museum sollte nach seinem Willen mit einer Vorbildersammlung die Qualität zeitgenössischer handwerklicher Produkte steigern und den Geschmack der Bevölkerung bilden.
Kostbarster Bestandteil, der an Kostbarkeiten niederländischer Keramik reichen Sammlung des Museums für Kunst und Gewerbe, sind bzw. waren Fliesenbilder aus der Rotterdamer Fayencewerkstatt der Familie Aalmis.
Sie befinden sich zur Zeit im Depot und sind für Besucher nicht zugänglich!
Beschreibung der Fliesenbilder in MuseumspublikationenJustus Brinckmann,
Das Hamburgische Museum für Kunst und Gewerbe
Festschrift zur Eröffnung des neuen Museums-Gebäudes am 25. September 1877
Die Sammlungen (Seite 53)
"Einfache Fliesenmalereien für Wanddecorationen sind mehrfach hinzugekommen, darunter jedoch keine, deren Kunstwerth an denjenigen der vollständigen Wandbekleidung eines Zimmers mit manganvioletter Malerei auf kleinen Fayence-Fliesen, von der Hand des Rotterdamer Malers JAN AALMIS aus dem Jahre 1764, hinanreicht, welche wir schon vor dem Jahre 1877 erworben und an den Wänden des Zimmers der holländischen FayencenJustus Brinckmann,
Führer durch das Hamburgische Museum für Kunst und Gewerbe,
Hamburg 1894,
Delfter Fayencen S. 317 und 322
Im achten Zimmer (Drittes der Südseite.)
"In Rotterdam liess sich um die Mitte des 18. Jahrhunderts der zuvor in Delft in des Cornelis de Berg Werkstatt "Zum Stern" thätig gewesene Jan Aalmis nieder, dessen Specialität grosse zusammenhängende Wandbilder in Manganviolett wurden, wie deren die Sammlung sehr schöne v.J. 1764 besitzt......
Jan Aalmis in Rotterdam ist durch die manganviolett gemalte Fliesen-Decoration aus einem Bürgerhause zu Altona vertreten. Drei dieser Wandbilder zeigen über einem marmorierten Sockelfeld Landschaften mit Figuren in der Zeittracht nach den die Sternkunde, die Musik und die Bildhauerei darstellenden Bildern aus der von Jacopo Amigoni gestochenen Folge der 6 freien und schönen Künste. Das grösste Feld, die Sternkunde, ist aus 234 Fliesenquadraten (18 in der Höhe zu 13 in der Breite) von 13 cm Seitenlänge zusammengesetzt und trägt den Namen des Meisters mit der Jahrzahl 1764. Ein schmales Feld von nur 3 1/2 Fliesen Breite zeigt einen alten Gärtner, welcher an einer Blume riecht. Besonders schön sind die drei dazu gehörigen Sopraporten, zwei mit holländischen Hafenansichten, eine mit dem Heringsfang bei leicht bewegter See."Heinrich Kohlhausen,
Holländisches Kunstgewerbe
Führer durch das hamburgische Museum für Kunst und Gewerbe,
Heft VIII, Hamburg 1924, S. 54-55
Rotterdamer Fliesenbilder
Rotterdam war vom 16. bis 18. Jahrhundert durch Umfang und Güte der Leistungen eine der wichtigsten Stätten für die Fliesen- und Töpfereiherstellung. Aus den Giebeln seiner alten Häuser, wo sie mit den Hausnamen versehen wie ein Wirtshausschild zur Orientierung dienten, stammen viele Fliesengemälde, besonders der frühen bunten Periode.
Im letzten Viertel des 17. Jahrhunderts war CORNELIS BOUMEESTER mit seinen Seestücken und Landschaften der führende Blaumaler.
Raum 12. Eingangswand
Wohl in seinen Stilkreis gehört ein aus neun Platten zusammengesetztes Fliesenbild, dessen Darstellung, ein breitgebautes Segelschiff auf ruhiger See mit niedrigem von Segelsilhouetten belebten Horizont, dieselbe Art der Wellen- und Wolkenbemalung und die kräftige, beinahe derbe Linienführung hat, die den Rotterdamer Arbeiten dieser Zeit eignet.
Auf BOUMEESTER folgte die sich auf drei Generationen erstreckende Fliesenmalerfamilie der Aalmis, deren jüngstes Glied, JAN AALMIS, 1714-1799 lebte und mit seiner größten Arbeit hier vertreten ist.
Es handelt sich um eine zusammengehörige Reihe von Fliesengemälden in mangan-violetter Bemalung, die fast alle im Raum 13 auf die Wände verteilt sind und laut Inschrift im Jahre 1764 von JAN AALMIS in Rotterdam hergestellt wurden.
Sie wurden aus einem Hause in Altona an der Elbbrücke (Fischmarkt) erworben, das bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts im Besitz einer Familie van der Smissen war, von der wir wissen, dass einer des Namens: Gisbert van der Smissen ein reiselustiger, prunkliebender Kaufmann, von 1759-64, dem Jahre der Fliesenherstellung, seinen einzigen Sohn in Rotterdam in der Lehre hatte und wahrscheinlich bei dessen Besuch oder Rückkehr den Fliesenauftrag gab.
Die Fliesen waren ursprünglich in einem Gartenzimmer angebracht, derart, dass die Hauptfelder über den marmorierten Sockeln die Wände zierten, die schmalen Seestücke als Supraporten über den niedrigen Türen saßen.
JAN AALMIS hat für die Hauptfelder als Vorbilder die Kupferstiche mit der allegorischen Darstellung der fünf Sinne des Venetianers JACOPO AMICONI (1675-1752) benutzt.
(Im Raum ausgehängt.)
Raum 13. Rückwand. Tafel XVIII.
Das Gesicht. Ruinenlandschaft mit 8 Figuren in Zeittracht, deren einige durchs Fernrohr blicken oder mit der Betrachtung von Erd- und Himmelsgloben beschäftigt sind. Bezeichnet rechts: Ian Aalmis a Rotterdam, 1764.
Der Geruch. Gartenlandschaft mit einem an einer Nelke riechenden alten Gärtner.
Das Gehör. Flötender Kavalier mit Hörern, in Schlosspark. (Es fehlt eine senkrechte Fliesenreihe.)
Das Gefühl. Bildhauer in Gartenlandschaft. (Teilerhalten.)
Die schmalen Supraporten, Seestücke in Rokokorahmung, das eine mit feuerndem Kriegsschiff, das andere mit Fischern auf bewegter See in Raum 13, das dritte, eine Hafenlandschaft mit Windmühle in Raum 12.
Erwerb der FliesenbilderDie Fliesen wurden von einem Herrn Moses Cahn erworben. Dieser wohnte 1874, dem Jahre des Ankaufs in Altona in dem Haus Große Elbstraße Nr. 1.
Dieses Grundstück, Ecke Große Elbstraße Nr. 1 und Elbbrücke Nr. 11, war von 1698 bis 1833 Eigentum der seinerzeit sehr wohlhabenden Familie van der Smissen. Hier stand auch das Stammhaus der Familie.
In den Jahren nach dem furchtbaren Brand Altonas im Schwedenkriege und der Plünderung durch die Truppen des Generals Steenbock zu Anfang des 18. Jahrhunderts von dem Ahnherrn der Familie (Hinrich I. 1662-1737) erbaut, war es in der Mitte des 18. Jahrhunderts Wohn- und Geschäftshaus des Kauf- und Handelsherrn Gysbert II van der Smissen.
Das Haus trug über dem Eingang die Inschrift "Aus der Asche erhoben: 1720".
Eigentümer des Grundstücks mit Doppelhaus waren: seit 1833 Carl Bomann, 1864 Moses Kahn, 1870 M. Augustina Nath. Pfingsthorn und seit 1874 die Waren- und Credit-Anstalt in Hamburg. Laut Altonaer Adressbücher wohnte jedoch Moses Cahn, der dort auch ein "Lager roher Produkte" unterhielt, noch bis 1875 in dem von ihm bereits 1870 verkauften Haus.
1875 verkaufte die Waren- und Credit-Anstalt einen Teil des Doppelhauses. Es ist wahrscheinlich, dass das Gebäude für die Teilung bereits 1874 baulich verändert wurde; dabei die Fliesen entfernt und von Moses Cahn verkauft wurden.
Der ganze Block Große Elbstraße / Elbbrücken wurde für die Erweiterung des Altonaer Fischmarktes 1885-1893 abgebrochen.
Wandeinteilung vor Demontage der FliesentableausEine aquarellierte Pinselzeichnung (im Besitz des Museums für Kunst und Gewerbe, Hamburg) hält Lage und Anordnung der Fliesenarbeiten im Zustand vor dem Ausbau fest.
Aus dieser Wandaufnahme ist ersichtlich, dass die Fliesenbilder, schon ehe sie in den Besitz des Museums übergingen, nicht unversehrt waren. Ein größerer Raum wurde durch das Einziehen einer Wand in zwei Räume unterteilt. Es ist zu vermuten, dass alle fensterfreien Wände des großen Raumes mit Fliesenbildern und alle Sockelzonen mit Fliesen bekleidet waren. Leider ist einiges verloren, doch gibt das Erhaltene immer noch eine gute Vorstellung von der Gesamtanlage. Vollständig erhalten sind drei Sopraporten mit Schiffsdarstellungen und das große Wandbild "Astronomie", während bei dem zweiten großen Wandbild "Musik" durch das Einziehen der Teilungswand eine senkrechte Reihe verloren ging. Von weiteren großen Fliesenbildern sind nur noch Teilflächen vorhanden.
’ASTRONOMIE’ nach einem Kupferstich des Jacopo Amiconi (1675-1752)
Details aus dem Wandbild ’ASTRONOMIE’
Jan Aalmis
a Rotterdm
1764“L’astronomije” Kupferstich des Jacopo Amiconi (1675-1752)
als Blatt 6 einer Serie der schönen Künste bei Wagner in Venedig erschienen“MUSIK” nach einem Kupferstich des Jacopo Amiconi (1675-1752)
Die dritte senkrechte Reihe von links fehlte und wurde ergänzt.Detail aus dem Wandbild „MUSIK“
“La Musique” Kupferstich des Jacopo Amiconi (1675-1752)
als Blatt 2 einer Serie der schönen Künste bei Wagner in Venedig erschienen“Bildhauerkunst” nach einem Kupferstich des Jacopo Amiconi (1675-1752)
Details aus dem Wandbild „BILDHAUERKUNST“
“La Sculpture” Kupferstich des Jacopo Amiconi (1675-1752)
als Blatt 4 einer Serie der schönen Künste bei Wagner in Venedig erschienenStiche aus der Serie der schönen Künste, die nicht als Wandbilder vorhanden sind
“La Peinture” Kupferstich des Jacopo Amiconi (1675-1752)
als Blatt 1 der Serie der schönen Künste bei Wagner in Venedig erschienen
“La Poesie” Kupferstich des Jacopo Amiconi (1675-1752)
als Blatt 3 der Serie der schönen Künste bei Wagner in Venedig erschienenDie 6 Stiche tragen außer der Nummerierung b 1 – b 6 noch die Beischriften
Amiconi inven: Appo G. Wagner Venezia C.P.E.S.
“Geruch” nach einem Kupferstich des Jaques Philippe Lebas nach David Teniers
Detail aus dem Wandbild „RIECHEN“ Graphische Vorlage „L’ODORAT“
(D. Teniers pinxit Le Bas Sculp.)Die weiteren vier Sinne
„FÜHLEN“ „SEHEN“
„SCHMECKEN“ „HÖREN“Die drei maritimen Fliesentableaus aus dem Hause Van der Smissen
Heringsfang (10x5 Fliesen)
Anleger mit Dreimaster und einer Jacht, ein Kriegsschiff schießt Salut (11x5 Fliesen)
Ein Grönlandfahrer im Hafen von Rotterdam (8x5 Fliesen)
Graphik und Fliesentableaus
De Buys op de Neeringh
Adolf van der Laan (ca. 1690-1752)
GROOTE VISSERY
17 Stiche geben ein gutes Bild vom Heringsfang
Ets nr. 7 De Buys op de Neeringh Ets nr. 10 Den Buysch Seyld Binnen
Nach Stich Nr. 3 aus ZEE, LAND, EN STROOM LUST ist der linke Bereich gemalt.
Die Vorlage für die rechte Seite ist mir nicht bekannt.
ZEE, LAND, EN STROOM LUST
In ’t Kooper Gebragt door Adolf van der Laan
Serie von 20 StichenEts nr. 3 „Een Hollands Oorlog Schip van de 5de Rang, een drie maste Hoeker en een Jagt“
Rotterdamer Hafen nach Stich Nr. 19 aus ZEE, LAND, EN STROOM LUST
ZEE, LAND, EN STROOM LUST
In ’t Kooper Gebragt door Adolf van der Laan
Serie von 20 Stichen„Een Groenlands Vaarder en de Have van Rotterdam
Die Familie van der Smissen als Auftraggeber der Fliesenbilder
Der Grundstein für das Eckhaus Große Elbstraße Nr. 1 und Elbbrücke Nr. 11 wurde 1720 von Hinrich I van der Smissen und seiner Ehefrau Maria, geb. de Voss, gelegt.
Hinrich I van der Smissen war ein wohlhabender Mann. Er besaß Speditions- und Kommissionshandel, Grönlandfahrt, Grundbesitz, Bäckerei und andere Gewerbebetriebe in Altona. Er starb 1737 in Altona.
Einer seiner beiden Söhne, Gisbert III van der Smissen, 26.01.1717-27.03.1793, übernahm dieses Haus.
Gisbert III van der Smissen war 1732 und 1733 in England in der kaufmännischen Lehre. Danach arbeitete er im väterlichen Speditions- und Kommissionshandel. 1737 wurde er - als Zwanzigjähriger - Teilhaber des Handelshauses. Gisbert III verkehrte am Königshofe von Dänemark und stand in Briefverkehr mit vielen bedeutenden Zeitgenossen.
Er führte eine kostspielige Lebenshaltung, da er sehr großen Wert auf Kleidung, Pferde, Wagen und nicht zuletzt auf einen großen Stab von Bediensteten legte.
Wen wundert es, dass er sein Haus mit Fliesenbildern, dem modisch-vornehmen Schmuck niederländischer Kaufmannshäuser schmücken ließ? Übrigens erinnerten die niederländischen Fliesen an seine niederländischen Vorfahren.
Gisbert III van der Smissen heiratete 1740 Helena Linnich. Ihnen wurde 1746 ihr Sohn Jacob Gisbert geboren. Zeit seines Lebens beschäftigte sich Gisbert III mit Ahnenforschung und notierte wichtige Daten aus dem Familienleben. Er heftete der Familienbibel eine von seiner Hand geschriebene Chronik bei.
Er trug unter anderem ein: "Anno 1759 schickte ich meinen einzigen Sohn Jacob Gisbert van der Smissen in Gesellschaft unseres Commandeurs Roelofs Jansen nach Rotterdam, um daselbst bei dem Herrn Hinrich Heering zufolge des mit demselben auf fünf Jahre abgeschlossenen Contracts als Lehrling in die Handlung auf dem Comtoir zu dienen, von wo er unter Gottes gnädigem Segen wiedergekommen ist Anno 1764, mit einem guten Zeugnisse seines Herrn Patrons über seinen Gehorsam, seine Betriebsamkeit und getreue Erfüllung seiner Dienstpflichten."
Sollte es ein Zufall sein? Jacob Gisbert kommt 1764 als gelernter Kaufmann aus Rotterdam in das elterliche Haus nach Altona zurück und das Fliesenbild mit der allegorischen Darstellung der Astronomie trägt unter der Signatur des Jan Aalmis die Jahreszahl 1764.Die Rotterdamer Fayencewerkstatt der Familie Aalmis
1764 Lieferung der Fliesen nach Altona
Jan Pieterszn (Johan) Aalmis starb 1755
Die Söhne Jan (Johan) Aalmis und Jan Bartholomeus Aalmis übernahmen gemeinsam die Werkstatt.
Jan (Johan) Aalmis, „meester-tegelbakker", wurde im Mai 1714 geboren und starb unverheiratet am 30. September 1799.
Er war zum Zeitpunkt der Lieferung der Fliesen nach Altona 50 Jahre alt.
Jan Aalmis wurde 1739 zum ersten Mal zum „hoofdman van het Sint-Lucasgilde" benannt und zum letzten Mal 1787.
Jan Bartholomeus Aalmis, „meester-tegelbakker", wurde 1725 geboren und starb unverheiratet am 3. September 1786.
Er war zum Zeitpunkt der Lieferung der Fliesen für Rentweinsdorf 39 Jahre alt.
Jan Bartholomeus Aalmis wurde 1753 zum ersten Mal zum „hoofdman van het Sint-Lucasgilde" benannt und dann in regelmäßigen Abständen meist im Wechsel mit Jacob Schut und Ludolph Bakhuyzen bis 1784.
Es sind viele mit I. Aalmis bzw. Jan Aalmis bezeichnete Arbeiten bekannt, wobei noch nicht geklärt ist, ob es sich um Signaturen oder um Bezeichnungen der Werkstatt handelt.
Für 1764 sind als „Hoofdlieden der Tegelbakkersknechts" (Vereinigung der Mitarbeiter von Fliesenwerkstätten) in Rotterdamer Archiven Jan Linse, Jan Kleijbeuker, Jacob de Lange und Gerrit Everstein genannt. Ich konnte bis jetzt nicht herausfinden, in welchen Werkstätten sie beschäftigt waren.Zeichenvorlagen und Durchstaubschablonen im Gemeentearchief Rotterdam
Die Dekoration Rotterdamer Fayencefliesen
Kamen Fliesen aus der Glasurwerkstatt in den Malersaal, so lag auf den Scherben eine vom Glasierer »witgever« aufgebrachte dünne Lage hochsaugfähiger Zinnglasur.
Als Malhilfen gab es Durchstaubschablonen, »sponsen«. Diese wurden wie folgt hergestellt: Man nahm eine Druckgraphik oder Zeichnung, legte sie auf mehrere Lagen Papier und arretierte alles auf ein Brett aus Weichholz. Nun durchstach man die Konturen der graphischen Darstellung oder zeichnung, die bei diesem Vorgang nur minimal beschädigt wurde. Die Einstiche auf dem ersten Blatt waren jetzt Hilfe zur Fertigung eines Vorlageblattes für den Fliesenmaler. Die weiteren durchstochenen Blätter konnten als Durchstaubschablonen Verwendung finden.
Der Fliesenmaler legte eine Durchstaubschablone auf die zu bemalende Fläche. Mit einem mit Holzkohlenstaub gefüllten leinenen Säckchen kräftig auf das Schablonenpapier geklopft, wurden kleine Punkte als Malhilfen durch die Perforation auf die hochsaugfähige Zinnglasur aufgestaubt. Erfahrene Fliesenmaler zogen mit einem aus wenigen Kuhhaaren bestehenden Pinsel die Konturen. Ein an die wenigen Haare anschließendes Haarbündel diente als Farbreservoir. Diese Pinselkombination nannte man »trekker«. Weniger erfahrene Maler füllten Flächen und legten Schatten mit einem »dieper« an. Dies war ein kräftigerer Rund- oder Flachpinsel. Einige Maler erleichterten sich ihre Akkordarbeit, indem sie für den Farbauftrag der Darstellung von Wolken oder dem Laub der Bäume Naturschwämme benutzten. Auf die bemalten Fliesen wurde abschließend mit einer Bürste Bleiglasur »kwaart« aufgespritzt. Nachdem Malfarbe und Bleiglasur getrocknet waren, kamen die Fliesen zum zweiten Brand, dem Glasurbrand, in den Ofen.
Zinnglasur, Malfarben – das waren durch Kobaltoxid oder Manganoxid eingefärbte Glasuren – und die zuletzt aufgebrachte Bleiglasur verschmolzen beim Brand.
Nachdem der Ofen einige Tage ausgekühlt war, konnten die Fliesen herausgeholt werden. Nach einer Endkontrolle waren die Fliesen nun fertig für Verpackung und Versand.
Die Darstellungen von Herstellung und Dekoration zeigen die Grenzen der Fayencen. Die künstlerische Gestaltung wurde entscheidend durch den vorgegebenen Rahmen technischer Möglichkeiten bestimmt.Paar aus dem Wandbild „Astronomie“.
Zeichenvorlage im Gemeentearcjief Rotterdam (GAR 3291)
Zeichnung in braun, Blatt ca. 19x23 cm, Konturen durchstochen, Wasserzeichen: HRPaar aus der graphischen Vorlage „Bildhauerkunst“.
Zeichenvorlage im Gemeentearchief Rotterdam (GAR 3291)
Zeichnung in braun, Blatt ca. 19x23 cm, durchstochen, Wasserzeichen: HRDiese in den Konturen durchstochene Zeichenvorlage lässt vermuten, dass es im Hause van der Smissen auch ein Fliesengemälde „Bildhauerkunst“ gab.
Zeichenvorlage „Geruch“ im Gemeentearchief Rotterdam (GAR 3293)
Bleistiftzeichnung, Blatt ca. 42,0x32,5 cm.Im Gemeentearchief Rotterdam liegen auch Zeichenvorlagen für die Darstellungen der Sinne Gefühl, Sehen und Gehör.
Details, die in anderen Fliesentableaus zu finden sind
Ein Tableau mit einer spiegelbildlichen Darstellung der Darstellung „Bildhauerkunst“ ist Teil der Sammlung des Niederländischen Fliesenmuseum in Otterlo bei Arnheim.
Das Fliesenbild trägt in der unteren rechten Ecke die Signatur: I. Aalmis P.
Salomon Stodel, Antiquités, Amsterdam
Auf diesem von Jan Aaalmis signierten Tableau sind die beiden Paare aus „Astronomie“ und „Bildhauerkunst“ zu sehen.
Garten mit Springbrunnen, entworfen und gemalt von Jan Aalmis jr.
Der Brunnen ist identisch mit dem Brunnen im vorigen Fliesentableau.Historisch Museum Rotterdam
Signatur auf der Basis des rechten Pfeilers
Literatur
1764 Altonaischer Mercurius (Staatsarchiv Hamburg)
1874 Altonaer Nachrichten (Deutsche Staatsbibliothek, Berlin)
1877 Brinkmann, Justus
Das Hamburgische Museum für Kunst und Gewerbe
Festschrift zur Eröffnung des neuen Museums-Gebäudes am 25. September 1877
Die Sammlungen, Seite 531894 Brinkmann, Justus
Führer durch das Hamburgische Museum für Kunst und Gewerbe,
Hamburg 1894, Delfter Fayencen Seiten 317 und 3221920 Hoynck van Papendrecht, A.
De Rotterdamsche Plateel- en Tegelbakkers en hun product. 1590-18511925 Sauerlandt, Max
Rotterdamer Fliesenbilder im Museum für Kunst und Gewerbe
in: Hamburger Nachrichten 1925 vom 12. Dezember 1925
-maschinenschriftliche Textvorlage im Gemeentearchief Rotterdam
als GAR II C 843-1932 Münte, Heinz
Das Altonaer Handlungshaus van der Smissen 1682-1824
in: Altonaische Zeitschrift Band II1968 Pluis, Jan
De invloed van de etsen van A. van der Laan op de tegelschilders
van schepentableaus
in: Jaarboek 1966 Fries Scheepvaartmuseum en Oudheidkamer, Sneek1970 Pluis, Jan
Schiffsbilder auf Fliesen
in: Friesisches Jahrbuch, Bredstedt1973 Röhlk, Frauke
Schiffahrt und Handel zwischen Hamburg und den Niederlanden in der
zweiten Hälfte des 18. und zu Beginn des 19. Jahrhunderts Teile I und II
in: Vierteljahresschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, Wiesbaden1978 Stettner, Heinrich
Die Niederländische und Emder Fischerei mit Büsen und ihre
Darstellung insbesondere auf alten Fliesen, Giebelsteinen und Grafiken
in: Deutsches Schiffahrtsarchiv 2 Reihe "Schriften d.d. Schiffahrtsmuseums"
Band 9 Oldenburg / Hamburg1996 Joliet, Wilhelm
Die Geschichte der Fliese2001 Joliet, Wilhelm
Rotterdamsch Modellenboek voor TegelsFotos
Foto Kiemer, Hamburg
Gemeentearchief Rotterdam
Historisch Museum Rotterdam
Kupferstichkabinett Dresden
Museum für Kunst und Gewerbe, Hamburg
Salomon Stodel, Antiquités, Amsterdam
Wilhelm Joliet, KönigswinterLinks
Gemeentearchief Rotterdam
www.stadsarchief.rotterdam.nlHistorisch Museum Rotterdam
www.hmr.rotterdam.nlKupferstichkabinett Dresden
www.skd-dresden.deMuseum für Kunst und Gewerbe, Hamburg
www.mkg-hamburg.de