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Von Jan Aalmis aus Rotterdam signierte Fliesentableaus in einer Privatsammlung in der Schweiz

Bei Recherchen zu von Jan Aalmis (1) aus Rotterdam signierten Jahreszeitentableaus im Aachener Couven-Museum fand ich einen Hinweis auf den ‚Catalogue de la Vente des Collections Antoine Terme, Liège, Grandmond. Donders, 1885’.
Von der Bibliotheque Publique Centrale Liège konnte ich eine Kopie des Versteigerungskatalogs erwerben.
In diesem Katalog sind unter den Nummern 100 bis 107 einschließlich von Jan Aalmis aus Rotterdam signierte Tableaus verzeichnet und das Tableau mit der Nummer 102 abgebildet.
Die Objekte bezogen sich nicht auf die signierten Jahreszeitentableaus im Aachener Couven-Museum, spornten aber zur weiteren Nachforschung an.

 

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Abbildung zu N° 102 im Lütticher Versteigerungskatalog

 

Nach mehr als zwei Jahrzehnten Suche erhielt ich jetzt aus den Niederlanden den Hinweis, dass sich acht von Jan Aalmis aus Rotterdam signierte Tableaus in einer schweizer Privatsammlung befinden. Welche Überraschung; es sind genau die acht Tableaus, die 1885 in Liège aus der Sammlung Antoine Terme versteigert wurden!
Der heutige Besitzer kaufte die acht Tableaus 1987 in der Galerie Hopilliart Leroux, 16 rue des Saints-Pères, in Paris. Die Wege der Tableaus von Rotterdam in die Sammlung Terme in Liège und von der Versteigerung im Jahr 1885 in Liège nach Paris konnte ich noch nicht klären. Bei den Fliesentableaus handelt es sich um allegorische Darstellungen der Monate Januar, März, April. Mai, September, Oktober und zwei Tableaus mit Blumenkörben.

 

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Von Jan Aalmis aus Rotterdam signierte Fliesentableaus mit allegorischen Monatsdarstellungen in einer schweizer Privatsammlung

 

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von links nach rechts:

107      ‘Tableau en carrelage, représentant un panier de fleurs et un écureuil’.

100      ‘Tableau en carrelage, représentant l’Hiver, grande composition de neuf figures,
             groupées au bord d’un étang gelé ou patinant sur la glace. Le tableau porte cette légende
             La belle, pour braver le froid, avec courage
             Passe du pont glacè le perilleux passage;
             La nature semblant de glace se couvrir,
             Pour commencer le tems par un nouveau plaisir.

106      Tableau en carrelage, représentant un panier de fleurs et un perroquet.

 

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Allegorische Darstellung des Monats Januar

 

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SW-Bild der Signatur im unteren linken Eckbereich des Blickfeldes

 

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Detail des Tableaus ‚Januar’

 

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Detail des Tableaus ‚Januar’

 

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Grafische Vorlage für das von Jan Aalmis gemalte Fliesentableau

‚Januarius’ aus der Folge der Zwölf Monate, herausgegeben von Johann Esaias Nilson (2), Verlagsnummer XXIV . Kupferstich und Radierung.
Blattaufschrift: J.E. Nilson inv. sculps. et excud. A.V. Memb. Acad. Caes. Franc., Cum Priv. AA. LL. S.C.M.

Die Originalzeichnungen zu dieser Folge liegen im Museum für angewandte Kunst in Wien.

Alle zwölf Blätter zeigen Beschäftigungen und Vergnügen mit Bezug auf die jeweiligen Monate. Die Darstellungen sind von schmalen Ornamenten umrahmt mit Putten oder Emblemen, sowie den jeweiligen Sternkreiszeichen. Die Entstehungszeit der druckgrafischen Blätter ist um 1766 anzusetzen, denn das Monatsblatt ‚August’ trägt diese Jahreszahl. Alle zwölf Blätter tragen in Nilsons Verlagswerk erstmalig das Privileg der kaiserl. Franc. Akademie, welches Johann Esaias Nilson vom Jahre 1766 ab seiner Verlagsadresse beifügte.

 

Wer hat die Fliesentableaus gemalt?

Jan Pieterszn. Aalmis kommt nicht in Frage, da er 1755 starb.
In Frage kommen seine Söhne Jan Aalmis jun. (1714-1799) und Jan Bartholomeus Aalmis (1725-1786). Leider ist bisher noch nicht geklärt, von wem die Tableaus ausgeführt wurden.

 

 

 

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Allegorische Darstellung des Monats März

 

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SW-Bild der Signatur in der linken unteren Ecke des Bildfeldes

 

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Detail des Fliesentableaus Abb. 11

 

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Grafische Vorlage für die allegorische Darstellung des Monats März

 

 

 

 

 

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Allegorische Darstellung des Monats April

 

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SW-Bild der Signatur in der rechten unteren Ecke des Bildfeldes

 

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Detail des Fliesentableaus Abb. 15

 

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Grafische Vorlage für die allegorische Darstellung des Monats April

 

 

 

 

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Allegorische Darstellung des Monats Mai

 

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SW-Bild der Signatur in der linken unteren Ecke des Bildfeldes

 

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Detail des Fliesentableaus Abb. 18

 

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Grafische Vorlage für die allegorische Darstellung des Monats Mai

 

 

 

 

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Allegorische Darstellung des Monats September

 

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SW-Bild der Signatur in der linken unteren Ecke des Bildfeldes

 

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Detail des Fliesentableaus Abb. 22

 

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Grafische Vorlage für die allegorische Darstellung des Monats September

 

 

 

 

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Allegorische Darstellung des Monats Oktober

 

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SW-Bild der Signatur in der rechten unteren Ecke des Bildfeldes

 

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1982 wurde in New York ein von I. Aalmis signiertes Tableau versteigert.
LATER EUROPEAN CERAMICS, CHRISTIE’S, NEW YORK
Tuesday, April 20, 1982, Nr. 194, S.44
Printed in manganese with figures piching grapes by a fountain, one tile with a signature I. Aalmis (six tiles cracked, one repaired). Mounted as table.
Estimated price: $ 800/1200

 

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Detail des Fliesentableaus Abb. 26

 

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Grafische Vorlage für die allegorische Darstellung des Monats Oktober

 

 

 

 

 

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Notiz im Versteigerungskatalog der Sammlung Antoine Terme, Liège 1885:
106 Tableau en carrelage, représentant un panier de fleurs et en un perroquet, décor manganèse.

 

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Farbaufnahme der Signatur in der rechten unteren Ecke des Bildfeldes

 

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Notiz im Versteigerungskatalog der Sammlung Antoine Terme, Liège 1885:
107 Tableau en carrelage, représentant un panier de fleurs et en un écureuil, décor manganèse.

 

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Farbaufnahme der Signatur in der linken unteren Ecke des Bildfeldes

 

Die grafischen Vorlagen für die beiden Blumenvasentableaus sind mir leider noch nicht bekannt.

 

 

Anmerkungen

(1) Mehrere Mitglieder der Rotterdamer Familie Aalmis waren als „meester-tegelbakker“ Besitzer der „plateel- en tegelbakkerij aan den Schiedamschedijk, westzijde, protocol No. 1405“. Am 24. Dezember 1691 kaufte Pieter Janszn. Aalmis (* 1648 - + 1707) die Werkstatt von den Erben des François van Lier. Pieter Janszn. Aalmis hatte schon einige Jahre die Werkstatt geleitet. Jan Pieterszn. Aalmis (* 1674 - + 1755) folgte seinem Vater Pieter Janszn. Aalmis 1707 in der Leitung der Werkstatt. Jan Aalmis jr. (* 1714 - + 1799) betrieb die Werkstatt mit seinem Bruder Jan Bartholomeus Aalmis (* 1725 - + 1786) seit dem Tod des Vaters. Als Jan Bartholomeus 1786 starb, wurde Jan alleiniger Inhaber. Er verkaufte am 10. September 1787 die Werkstatt an Laurens Verwijk und starb am 30. September 1799.
Die acht Fliesengemälde in schweizer Privatbesitz entstanden in der Zeit, in der die Brüder Jan und Jan Bartholomeus Aalmis die Rotterdamer Fayencewerkstatt mit dem Aushangzeichen „De Bloempot“ betrieben. Beide waren ausgezeichnete Fliesenmaler und bekleideten abwechselnd über Jahre das Amt des Vorsitzenden der St. Lukasgilde.

 

(2) Johannes Esaias Nilson (* 2. November 1721 in Augsburg; † 11. April 1788 in Augsburg) war ein bedeutender Miniaturmaler, Zeichner und Kupferstecher des 18. Jahrhunderts. J.E. Nilson war Sohn des aus Göteborg in Schweden stammenden Malers Andreas Nilson und der Miniaturmalerin Rosina Barbara Nilson, Witwe des Augsburger Malers Heinrich Miller.
Noch ohne eigene Malergerechtigkeit, d. h. Zulassung der Zunft, war er seit 1741 Entwerfer für in Augsburg ansässige Kupferstichverlage, unter anderem bei J. G. Hertel. 1752 erbte Nilson beim Tod des Vaters entsprechend den Zunftregeln sowohl dessen Handwerksbetrieb als auch die Zulassung zur eigenen Berufsausübung. Im selben Jahr gründete er seinen eigenen Kupferstichverlag. 1761 wurde er zum kurpfälzischen Hofmaler durch Karl Theodor von der Pfalz ernannt. 1764 heiratete er die Künstlerin Eva Margarethe Schmid, nach deren Tod 1765 Susanne Schuhmacher.
1766 trat er der katholischen kaiserlich-französischen Akademie zu Augsburg bei, deren Präsident er 1778 wurde. Von 1769 bis zu seinem Tod 1788 war er evangelischer Direktor an der Augsburger Reichsstädtischen Kunstakademie.

(Wikipedia)

 

 

Literatur

Boesch, Hans: Das Stammbuch des Augsburger Malers und Kupferstechers Johann Esaias Nilson. In: Zeitschrift für Bücherfreunde, 1902/03, Heft 12, März 1903.

Schuster Marianne: Johann Esaias Nilson. Ein Kupferstecher des süddeutschen Rokoko 1721 - 1788. München, B. Filser 1936. Gr. 8°. VII. 285S. mit 16 Tafeln. Mit vollständig kommentiertem Werkverzeichnis.

Lydia L. Dewiel: Aus dem Leben eines Augsburger Kupferstechers und Verlegers Johann Esaias Nilson. In: Bayern im Rokoko, München 1989, S. 69 – 76.

Gun-Dagmar Helke: Johann Esaias Nilson (1721–1788) : Augsburger Miniaturmaler, Kupferstecher, Verleger und Kunstakademiedirektor. München 2004.

 

Die grafischen Vorlagen entnahm ich dem Buch

Nilson, Johann Esaias
Die zwölf Monate. - Eine Ornamentstichfolge aus dem Jahre 1766.
Reproduktionen der 12 Kupferstiche auf Bütten. Mit Vorwort v. Heinz Spielmann u. Nachdichtung der Monatsverse v. Alexander Mrugowski. Hamburg, Hartung, 1961.

 

Danksagung

Farbaufnahmen und SW-Aufnahmen von Signaturen stellte mir freundlicherweise Frau Jeanette Gerritsma zur Verfügung.

 

Bitte beachten Sie auch die Veröffentlichungen:

Von Jan Aalmis signierte Jahreszeitentableaus im Couven-Museum Aachen

Von Jan Aalmis signierte Jahreszeitentableaus in der Sammlung Ludwig Aachen

Von Jan Aalmis signierte Jahreszeitentableaus im Rijksmuseum Amsterdam